ProHumStra
Menschliche Überreste und Kulturgüter wieder miteinander verbinden: Provenienzforschung und Re-Humanisierung von Human Remains aus ehemaligen deutschen Kolonien in Afrika an der Universität Straßburg.
Reguläre Ausschreibung 2024
Partnerinstitution
- Université de Strasbourg
- Heinrich Heine Universität Düsseldorf
- Cabinet Corinne Hershkovitch
- Museum Fünf Kontinente München
- University of Dar es Salaam, Tansania
- Old Moshi Kilimanjaro Cultural Tourism, Tansania
- Musée des civilisations de Dschang, Kamerun
- Université Douala, Kamerun
- Université Buea, Kamerun
Zusammenfassung
Dieses Projekt zielt darauf ab, die Provenienz von menschlichen Überresten in der Straßburger Anatomie zu erforschen, die von einer besonderen deutsch-französischen Vergangenheit geprägt ist: Zwischen 1892 und 1911, während der deutschen Annexion von Elsass-Lothringen, als die Universität Straßburg zur Kaiser-Wilhelms-Universität geworden war, gelangten 135 menschliche Überreste aus den damaligen deutschen Kolonien Deutsch-Ostafrika, Kamerun, Deutsch-Südwestafrika und Togo in das Institut für Anatomie. ProHumStra verfolgt drei Forschungsziele: 1) ausgehend von der Spezifik des Elsass deutsche, französische und afrikanische Perspektiven auf die Provenienzforschung zu herausarbeiten; 2) mittels der Provenienzforschung menschliche Überreste und Kulturgüter, die oftmals in gleichen Kontexten angeeignet und später getrennt wurden, erneut miteinander zu verbinden; 3) die Provenienzforschung zu erweitern um die Rekonstruktion der sozialen, kulturellen und ökonomischen Hintergründe und der Biografie jener Personen, deren sterbliche Überreste in der Straßburger Anatomie aufbewahrt werden. Das übergeordnete Ziel des Projekts ist es, zu einer „Re-Humanisierung“ (Rassool 2015) der Human Remains aus ehemaligen Kolonien beizutragen, ebenso wie zu einem Perspektivwechsel, der es afrikanischen Gesellscchaften ermöglicht, sich mit der Geschichte neu auseinanderzusetzen, so schmerzhaft und traumatisch sie auch war, und die postkoloniale Situation neu zu erfassen (Bachir Diagne & Amselle 2018).
ProHumStra wird sich hauptsächlich auf Archivrecherchen und Oral History stützen. Eine enge Zusammenarbeit mit Museen, insbesondere mit dem Museum Fünf Kontinente in München und dem Musée des Civilisations du Cameroun in Dschang wird Human Remains mit kulturellen Objekten in Verbindung bringen. ProHumStra wird darüber hinaus einen Beitrag zur studentischen Ausbildung an der Schnittstelle zwischen Universitäten und Museen leisten: Ein Masterstudiengang in Museumswissenschaften an der Universität Straßburg und Student:innen aus Tanzania werden eine Ausstellung über Human Remains und Kulturgüter erarbeiten, welche die Projektergebnisse einem nicht-akademischen Publikum zugänglich macht. Die Forschungsergebnisse werden durch Open-Access-Publikationen eines Sonderheftes und eines Sammelbandes sowie durch die Organisation von drei Konferenzen in Straßburg, München und Dschang zugänglich sein. Ein interdisziplinäres Team aus 16 Forscher:innen und Museumsfachleuten in Deutschland, Frankreich, Kamerun und Tansania wird das Projekt durchführen. Erste Vorrecherchen, vergangene Kooperationen zwischen verschiedenen Teammitgliedern sowie Alternativoptionen im Falle von Projekthindernissen gewährleisten die Durchführbarkeit dieses Projekts. Data Manager und ein Ethikausschuss werden das Team bei ethischen Problemen beraten. Das Projekt wird eine immense politische und soziale Wirkung haben: Es öffnet den Prozess der Rückgabe menschlicher Überreste von Straßburg nach Afrika, es begleitet die praktische Umsetzung des jüngst erlassenen französischen Gesetzes über die Rückgabe von Human Remains und es wird Vorschläge für die Ausarbeitung des geplanten französischen Gesetzes über die Rückgabe von unrechtmäßig angeeigneten Kulturgütern erarbeiten.
Die Autorenschaft liegt bei dem Projektteam.
Zeitraum
24 Monate
Team
Projektkoordination
Aggée Célestin Lomo
Forscherin
Stefanie Michels
Forscher
Roger Somé
Doktorand
Martial Guédron
Forscher
Valence Silayo
Forscherin
Lea Lili Kemegne Simo
Forscher
Henry Kam Kah
Forscher
Richard Hölzl
Projektpartner ; Architekt
Sylvain Djache Nzefa
Wissenschaftlicher Mitarbeiter
Holger Stoecker
Forscherin