Matrimoines / ReMatriation

Zusammenarbeit mit Gemeinschaften und Diasporas zur Erforschung und Reaktivierung der Geschichte, des Ursprungs und der Erzählungen afrikanischer Objekte, die in Frankreich und Deutschland aufbewahrt werden.

Reguläre Ausschreibung 2024

Matrimoines / ReMatriation
Manoel Lauriano
Manoel Lauriano

Zusammenfassung

Matrimoines/Rematriation steht für ein internationales und multidisziplinäres Team, das afrikanische Artefakte erforscht, die hauptsächlich während der Kolonialzeit nach Frankreich und Deutschland gebracht wurden. Die Einbeziehung der afrikanischen Diaspora sowie der Gemeinschaften, aus denen die Objekte stammen, sind Voraussetzung für die Umsetzung einer erneuerten Provenienzforschung. Unser Interesse liegt auf “alltäglichem”, unsichtbarem Kulturerbe, dem „matrimoine“, dem verfügbaren Wissen und der tatsächlichen Rückführung. Wir nutzen den französischen Begriff „matrimoine“, der sich sowohl vom allgemeinen Kulturerbe („patrimoine“) als auch vom kulturellen Erbe von Frauen ableitet. Wir betonen das materielle und immaterielle Erbe der Artefakte, die aufgrund ihres scheinbar„alltäglichen” Charakters, ihres geringen Marktwerts und wegen des Geschlechts und des sozialen Status ihrer meist weiblichen Schöpfer*innen und Nutzer*innen bisher unsichtbar sind. Ob Küchengeräte, Musikinstrumente oder rituelle Gegenstände, in ihren Herkunftsgemeinschaften sind sie ebenso vertraut wie sie anonym in den Museumsdepots sind. Wir wollen ihnen eine Stimme geben, sie „rematriieren“, sei es materiell oder immateriell, indem Diskussionen angeregt, Erinnerungen reaktiviert und neue Erzählungen geschaffen werden. Nach der Definition der indigenen Gemeinschaften ist die „Rematriation“(Repatriation) eine doppelte Bewegung: die Wiederherstellung des ontologischen und epistemologischen Wissens über die gesammelten Artefakte, die in Vergessenheit geraten sind und ihre Rückgabe an ihre ursprünglichen Gemeinschaften. Unser Projekt dreht sich um drei Fragen: Wie können Erinnerungen geweckt, Wissen initiiert oder reaktiviert werden? Welche Art von “Matrimoine” sollte wertgeschätzt, restauriert und „rematriiert” werden? Wie können wir die Geschichten rund um diese Artefakte teilen und vermitteln? Das Programm umfasst fünf Formate: 1. „Racontottes“ (Togo-Europa): Recherchen und Erzählungen zu Alltagsgegenständen von Frauen, die in europäischen Museen aufbewahrt werden; 2. Die Reise von Ajogan (Paris-Porto Novo): Dokumentation, Verfilmung und Rückführung der Sammlung von Gilbert Rouget; 3. Licht auf das missionarische Erbe von Togo bis Lyon: Inventarisierung und Provenienzforschung der Sammlung der „Sociétés des Missions africaines“, Lyon; 4. Das alltägliche kulturelle Erbe oder “Matrimoine” der Frauen in Paris, Köln, Bafoussam und Lomé: Memory-work und das Sammeln neuer Erzählungen; 5. Gemeinsame Restitution/Rematriierung: Sammlung und Weitergabe der Erinnerung an ein verstreutes und vergessenes Erbe oder “Matrimoine”(wissenschaftliche Publikationen und Vermittlungsformate).

Die Ergebnisse des Projekts sind 1) ein vertieftes und gemeinsames Wissen über drei Sammlungen (Rautenstrauch-Joest Museum/Köln, Sociétés des Missions Africaines (SMA)/Lyon und Fonds GilbertRouget/Paris); 2) die Entwicklung einer neuen Methodik der Provenienzforschung; 3) die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen deutschen, afrikanischen und französischen Museen, Wissenschaftler*innen und Kulturschaffenden, die durch eine Dissertation, die Inventarisierung der SMA Sammlung, die Ausgabe einer wissenschaftlichen Zeitschrift verwirklicht wird; 4) die Realisierung einer reisenden „Kiosk-Ausstellung“, eines Dokumentarfilms, einer Theaterproduktion, eines pädagogischen Kits, Videoclips, mehrsprachigen Workshops und eines Comics durch die Zusammenarbeit mit afrikanischen Gemeinschaften vor Ort, der Diaspora in Deutschland und Frankreich. Das Projekt ist der Charta von Porto-Novo, Xògbónù, Ajasè verpfichtet.

Die Autorenschaft liegt bei dem Projektteam.

Zeitraum

36 Monate

Team